Kroatien – Looking for Adventure…
Dieser Bericht fällt in die Kategorie "Ghost Writing". Ich,Philipp Kretzschmar, habe den Bericht für Maik Storch geschrieben. Er ist Testangler beim "Team Berkley". Der Bericht wurde in der Carp Mirror April/Mai 2007 abgedruckt!

Es ist Anfang April letzten Jahres und das Wetter in Deutschland lädt gerade dazu ein, sich noch eine Mütze voll Schlaf zu gönnen. Doch plötzlich klingelte mein Telefon und Thomas, ein
Carphunter mit dem ich schon sehr viel Zeit auf Messen und am Wasser verbracht hatte, meldete sich mit einem kurzen: „ Bist du dabei? Ich will in zwei Wochen für sieben Tage nach Kroatien an den „Sumbar“.“ Nach kurzem überlegen willigte ich ein und entschloss mich, diese
Herausforderung anzunehmen. Es folgten unzählige Telefonate bezüglich der Organisation.
Für diejenigen unter euch, die noch nicht das Ausland bereist haben, empfehle ich, sich mit der Planung ausreichend Zeit zu nehmen. Ich spreche von mindestens zwei oder mehr Wochen, da es relativ schwierig sein kann, Informationen über
ein Gewässer und dessen Besonderheiten zu erhalten. Man möchte schließlich nicht 1000km fahren und erfährt erst vor Ort, dass der See um einige Meter an Wasserstand verloren hat und seit langem kein Fisch gelandet werden konnte. Zur Sicherheit sollte man immer ein
Ausweichgewässer parat haben, falls Probleme auftreten. Des Weiteren ist es wichtig, dass man
sich zu 100 Prozent auf seinen Angelpartner verlassen kann, sowohl beim Fischen, als auch vor und nach einer solchen Session. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als das bei einer Angeltour
Streit oder sogar Fischneid entstehen.
In den folgenden Zeilen möchte ich euch schildern, wie unsere Planung und unser Vorgehen am Wasser ausgesehen haben. Auf Grund der gesammelten Informationen, beschlossen wir 50 kg steinharte Fischmehlboilies abzurollen. Im „Sumbar“ ist die Fischdichte relativ hoch, sodass
uns viele Karpfen zwischen 10 kg und 15 kg
erwarten werden. Des Weiteren kommt hinzu, dass wir mit vielen kleineren Fischen, aber auch
mit Exemplaren bis 25 kg rechnen konnten.
Diesbezüglich sollten harte Boilies eine gute Wahl sein um zumindest die kleinen Karpfen fern zu halten. Um das Futter abzurunden, sollten Pellets in unterschiedlichen Größen im Wasser ihre Wirkung entfalten. Zum Gerät ist folgendes zu sagen: Ich entschied mich meine drei „Berkley B3“ Ruten in 2 ¾ lbs mitzunehmen, während Thomas die 3 lbs Variante bevorzugte. Unsere
Rollen sollten allesamt mit „17er Berkley Fireline“ bespult werden, um nach einem Rum möglichst schnell den Kontakt zum Fisch
herzustellen. Da das Benutzen eines Bootes nicht gestattet war, nahmen wir auch Brille und Flossen
mit, denn das Schwimmen im See war nicht verboten. Des Weiteren ist zu sagen, dass wir unsere kompletten Lebensmittelvorräte, sowie Getränke in Deutschland kauften, um den hohen Preisen am See zu entgehen.
Am Abend vor der Abfahrt beluden wir unseren Kleinbus bis unter die Decke und ließen den
Abend mit einem gemütlichen Bier ausklingen.

Am nächsten Morgen sollte die Reise gen Südosten Europas losgehen. Das „super” Wetter, dass uns die ganze Fahrt mit Niesel, Wind und Kälte begleitete, konnte die Stimmung nicht im geringsten schmälern. So vergingen die Stunden im Auto und die knapp 1000 km recht zügig bis zu unserer Ziel, dem „Sumbar”. Ein Privatsee mit ungefähr 35 ha, in dem ein ausgezeichneter Bestand an Karpfen zu Hause ist. Die größten Fische kratzen die 50 Pfund-Marke, ansonsten gibt es einige 40er und reichlich 30er. Die Wochenkarte war schnell und für schlappe 200
Euro erstanden. Dafür durften wir mit drei Ruten fischen und bei der Platzwahl gab es keinerlei Einschränkungen.In der Zwischenzeit hatte uns nicht nur die schöne Umgebung begrüßt, sondern auch die Sonne ließ uns ihre volle Kraft spüren. Am See fischten bereits kroatische Karpfenangler, einige deutsche und jetzt sollte es auch für uns losgehen. Wir wussten dass uns das versunkene Holz das Leben schwer machen würde. In Kombination mit dem glasklarem Wasser sollte es keine ganz leichte Aufgabe werden. Kraut sollte uns jedocherspart bleiben. Wie wir auch schnell herausfanden, gab es unzählige Muscheln im See.
Thomas und ich vermuteten, dass das Holz für die Karpfen nicht nur Schutz spendet, sondern sich hier ein Teil ihrer Nahrung aufhält und somit attraktiv sein muss. Ein kleiner Schilfgürtel, ein ins Wasser hinein ragender, überhängender Baum und die steile Uferkante, die auf knapp 2,5 m abfiel, weckte Thomas seine Aufmerksamkeit, während ich mich an den Wurzeln versuchte. Da diese mit Muscheln übersäht waren, vermutete ich hier den einen oder anderen guten Fisch. Bei einer Wassertemperatur von 17,1*C und einer
durchschnittlichen Wassertiefe von 6-7 m, sollte
für den Anfang ein Kilo Pellets je Rute reichen.
Dazu noch ein paar der selbstgedrehten, steinharten Murmeln und los ging’s. Zunächst fischten wir mit drei Ruten, 85 g „Inline-Bleien“ und unterschiedlich langen Vorfächern mit 35 lb Tragkraft. An meine dritte Montage knotete ich ein „Whity Pool Rig“ und einen kleinen fischigen Pop- Up, der lediglich mit einem PVA-Bag auswarf. Die restlichen Plätze wurden unterschiedlich stark befüttert.

Der einzige Spot der massiv angefüttert wurde, war der direkt am Ufer, unter einem Baum. Hier sollten fünf Kilo Murmeln und nur wenige Pellets
ausreichend sein. Nachdem alle anderen Montagen herausgetaucht wurden und sich der Tag dem Ende neigte, begann der gemütliche Teil: Zusammensitzen, Wein trinken und der übliche anglerische Smalltalk, rundeten die Stimmung ab.
Gegen drei Uhr Nachts weckte mich mein Zeltnachbar. Thomas bat mich, ihm beim Keschern des ersten 14,8 kg „Giganten“ zu helfen. Der Fisch wurde fachgerecht abgestochen und am
nächsten Tag gegessen – lecker. Der Schuppi wurde behutsam vom Haken befreit und nach einem kurzen Fotoshooting ins Wasser
zurückgelassen. In der letzten Nachthälfte folgten noch drei weitere Karpfen bis 13,8 kg. Erstaunlicherweise konnten ich alle drei Fische auf der Rute mit dem „Whity Pool Rig“ fangen. Bei einem traumhaften Sonnenaufgang wurden unsere Nachtfänge fotografiert. Am Tag konnten weder Thomas, noch ich selbst eine Aktion verbuchen. Die Fische zeigten sich ausschließlich in Seemitte und machten sich durch rollen und springen bemerkbar. In der folgenden Nacht beschlossen wir, nur mit jeweils zwei Ruten zu fischen, weil wir der Ansicht waren, dass sechs
Schnüre eine Scheuchwirkung auf die größeren Karpfen ausübten. Diese Taktik bescherte Thomas schon am Lac de St. Cassien Fische bis 28,3 kg. Er legte eine Rute direkt in Ufernähe ab und fütterte nur mit Pellets nach. Seine Zweite Rute platzierte er erneut vor dem versunkenen Baum, direkt am Schilf. Ich entschied mich dafür, eine Montage in 7 m Wassertiefe, an der Seite eines kleinen Plateaus abzulegen und die Zweite in gleicher Tiefe, bei den abgesägten Bäumen. Diese Stelle habe ich beim Schnorcheln entdeckt. Die erste Montage wurde mit ausreichend Boilies ausgelegt, die andere nur mit Pellets im PVA- Bag. Um den Spot noch unauffälliger aussehen zu
lassen, drückte ich die Bleie in den Grund und
hing zusätzlich Backleads in die Schnur. Nach verrichteter Arbeit und einem super Sonnenuntergang bekam Thomas einen zaghaften Fallbiss auf die Montage, welche sich direkt am Schilf befand. Er schlug sofort an, hatte Kontakt, doch der Drill war, für einen Spiegelkarpfen mit 22,4 kg, recht unspektakulär.

Wir entschlossen uns den Fisch vorsichtig einzusacken und am nächsten Morgen zu fotografieren. Danach wurde die Rute neu beködert und anschließend wieder an den gleichen Platz befördert. Thomas und ich waren glücklich und wir befeuchteten unsere Kehlen mit einem kühlen Bierchen. Die Nacht war angenehm mild, wie Thomas und ich kurz nach Mitternacht feststellten, beim Drill eines 16,5 kg
Schuppis. Der Fisch wehrte sich mit all seiner Kraft und wollte einfach nicht in den Kescher. Erst nach dem fünften Anlauf gelang es uns ihn über die Maschen zu führen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie nervös und angespannt man ist, wenn es darum geht, den Fisch nicht durch Ausschlitzen zu verlieren. Unsere Taktik schien zu funktionieren, und so konnten wir noch vier Spiegler bis 14, 26 kg und 5 Schuppis überreden unsere Abhakmatten zu besuchen. In der Dämmerung bekam ich noch einen Biss, der Fisch war nicht zu halten, und ich verlor ihn im Holz – Schade. Wir fotografierten unsere Fische mit den ersten Sonnenstrahlen, um nicht die Aufmerksamkeit der anderen Anglern zu wecken.
Auf diese Art und Weise kann man am Wasser recht ruhige Stunden verbringen. Im Laufe des dritten Tages zeigten sich die Fische wieder nur in Seemitte, lediglich ein Spiegler mit 12,9 kg nahm meinen „Whity Pool Rig“. Somit hatten wir ausreichend Zeit, um in der Sonne zu baden, schwimmen zu gehen und die schöne Umgebung zu genießen. Das Einzige, was mich aus dem Schlaf Riss, war nicht etwa ein Run, sondern eine ca. einen Meter große, schwarze Schlange, die sich an meinen Füssen vorbei schlängelte. Wenig später erfuhren wir das diese Tiere ungefährlich sind und so beruhigte sich mein Puls wieder. Ein
weiteres Phänomen an diesen Tag waren die weißen, flauschigen Beulen auf unseren Zelten. Es waren kleine Libellen, die nach und nach schlüpften. Was uns wohl noch alles erwarten sollte in den folgenden Tagen? Das erste, was nicht nur mich, sondern auch Thomas überraschte, war, dass der 22, 4 kg Spiegler, aus der Nacht zuvor erneut auf dem gleichen Platz und mit dem gleichen Futter überlistet werden konnte.

Im Anschluss daran gelang es mir, meinen neuen „Personal Best“, einen traumhaft beschuppten Spiegelkarpfen, mit einem Gewicht von 18.5 kg zu fangen. Sollte es sich bezahlt machen, dass wir nur mit vier Ruten angelten? Diese Nacht brachte uns erneut wenig Schlaf und ausreichende Aktionen – 12 Fische bis 14,9 kg. Ich allein konnte auf den „Whity Pool Rig“ sieben, der zwölf gefangenen Karpfen verbuchen. Der Morgen des vierten Tages begrüßte uns mit einem ordentlichen Regenguss. Sollte dieser Wetterumschwung unsere Fänge noch steigern? In den kommenden drei Angeltagen sollte es fast durchgängig regnen, was mir teilweise die Lust nahm, die Ruten erneut nach einem Biss heraus zu schwimmen. Trotz der schlechten Bedingungen konnten wir auch in der vierten Nacht erneut gute Fische landen. Das einzige was sich aus welchem Grund auch immer geändert hat war, dass wir keine Runs mehr bekamen, sondern nur zwei bis drei Pieper. Unsere Taktik behielten wir trotzdem bei und veränderten unsere Montagen nicht. Am sechsten Tag lernten wir einen kroatischen Karpfenangler kennen. Er wohnte in Nähe des Sees und lud uns zu einem typischen kroatischen Abendbrot, bei sich zu Hause ein. Es gab eine riesige Fischplatte mit allem was das Herz begehrte. Leider musste einer von uns auf die Ausrüstung aufpassen und so mussten wir uns abwechseln. Mit vollen Bäuchen und bei guter Stimmung saßen wir zu dritt, bis tief in die Nacht bei Thomas im Zelt. Wir beschlossen, im nächsten Jahr zu dritt erneut nach Kroatien zu fahren, nur das Gewässer sollte ein anderes sein. Es gibt viele unentdeckte Seen in dieser Gegend. Wer auf der Suche nach Abenteuer ist, sollte seinen Mut zusammennehmen und dem Land, mit der wunderschönen Adriaküste einen Besuch abstatten. Normalerweise bin ich kein Freund von einem Auslandsaufenthalt unter zwei Wochen, doch dieser Trip hat mich eines besseren belehrt. Es gibt nichts schöneres, als wenn man dem Alltag entfliehen kann, mit Freunden seine Zeit am Wasser genießt und dazu noch ein Erfolgserlebnis mit nach Hause nehmen darf. Wenn ich an den Aufwand denke, den wir betrieben haben, dann wurde dieser durch schöne Fische ausgeglichen. Zusammen konnten wir 53 Fische, bis 22,4 kg fangen und keiner brachte weniger als 10 kg auf die Waage. Abschließend möchte ich sagen, dass alle Impressionen, die man sammelt, doppelt so schön sind, wenn nicht nur das Umfeld stimmt, sondern auch die Taktik und das Teamwork.
Im diesem Sinne,
tight lines and always a take…
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